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Das Joblotsenprojekt und der Gertrudenhof in Hürth

Vor einiger Zeit haben wir über die Erfahrungen von Achim Pötz, Metallbau Pesch in Hürth, mit dem Joblotsenprojekt der Hürther Brücke der Kulturen e.V. berichtet. Nicht nur Pötz, sondern auch Peter Zens, Inhaber des Erlebnisbauernhof Gertrudenhof, kann über beste Erfahrungen in Zusammenarbeit mit der Hürther Brücke berichten. Über seine Sicht- und Vorgehensweise wollen wir heute mit dem nachstehenden Bericht informieren.

Vor einigen Jahre besuchte Zens eine Fachkräftemesse im Rudi-Tonn-Haus in Hürth, auf der sich verschiedene Einrichtungen präsentierten, die neben Menschen aus dem zweiten Arbeitsmarkt auch  Geflüchteten eine Zukunftsperspektive bei Hürther Unternehmen bieten möchte und zu vermitteln. Das hat Zens angesprochen und nach einem Gespräch mit den Verantwortlichen der Hürther Brücke entschied er sich, den Menschen eine Möglichkeit zur Beschäftigung und vor allem den Geflüchteten eine Integration in die Gesellschaft zu ermöglichen.

So beschäftigt der Gertrudenhof bereits seit einigen Jahren Menschen aus diesem Arbeitsmarkt. Beispielsweise einen gehörlosen Logistiker oder eine vom Islam versklavte und von der Regierung freigekaufte jesidische Mitarbeiterin, deren Familie von IS-Truppen umgebracht wurde. „Für solche Menschen können wir immer mal wieder Plätze schaffen, in denen sie eine Chance bekommen, ins Leben neu einzusteigen. Wir finden es schön, dass wir hier den Menschen ganz bewusst helfen können. Wir sehen das nicht als ein Sozialprojekt an, sondern als wichtige Ressource auf unserem Hof“, so Zens.

Tekle Araya, der Mitarbeiter der über die Hürther Brücke der Kulturen zum Gertrudenhof gekommen ist, kommt aus Eritrea und ist seit August 2019 auf dem Gertrudenhof beschäftigt. Nach seiner Flucht aus dem ostafrikanischen Staat kam er über weitere Wege in die Arme der Hürther Brücke der Kulturen. Von dort wurde er an den Erlebnisbauernhof Gertrudenhof vermittelt. Nach einem Probezeitraum in der Tierpflege fand Zens schnell heraus, dass Tekle sehr tierlieb ist und diese Eigenschaft auch auslebt. Was lag also näher, als ihn mit der Betreuung der Tiere auf dem Gertrudenhof zu beauftragen, was Tekle auch mit Hingabe und großem Verantwortungsbewusstsein macht. Sprachliche Probleme gab es anfangs schon, jedoch gibt es entsprechende Hilfen im Internet, über die man sich zunächst verständigen kann und mit der Zeit wurden Tekles Deutschkenntnisse auch immer besser, zumal die Hürther Brücke der Kulturen auch sehr früh dafür sorgt, dass Sprachkurse angenommen werden.

In den ersten Jahren war Tekle alleine in Deutschland: Nur einmal im Jahr, wenn es auf dem Hof etwas ruhiger war, nahm er seinen aufgesparten Urlaub und das Ersparte und flog für vier bis sechs Wochen in seine Heimat. Vor nicht allzu langer Zeit kamen dann nun aber auch seine Frau und seine zwei Kinder zu ihm nach Deutschland. Die nächste Herausforderung, die Tekle jetzt meistern muss, ist einen passenden Wohnraum zu finden, da sie derzeit in etwas beengten Verhältnissen leben müssen. Aber auch hier ist Zens für Tekle da und unterstützt ihn bei der Suche. Zens ist zuversichtlich: „Ebenso, wie für unsere jesidische Mitarbeiterin Ameena, für die wir am Hürther Bogen ein kleines Appartement gefunden haben, werden wir hoffentlich bald auch für Tekle und seine Familie adäquaten Wohnraum finden.“

Mit Tekle, Ameena und den anderen von insgesamt mehr als 15 weiteren ausländischen Mitarbeitern auf dem Gertrudenhof gewinnt auch das Team um Zens insgesamt einen gern angenommenen Einblick in die fremden Kulturen, der Art zu feiern und gemeinsam andere Küchen zu probieren. Gutes Beispiel ist das jährlich stattfindende „Family and Friends“-Fest, zu dem jeder Mitarbeiter noch bis zu vier weiteren Familienmitgliedern und Freunde mitbringen darf.

Dass Zens sich an die Hürther Brücke der Kulturen mit einem Anforderungsprofil für einen Mitarbeiter gewandt hat, begründet er damit, dass „man dort die Menschen bereits kennt und deren Fähigkeiten sehr gut einschätzen kann. Das ist bei der Aufgabe einer Stellenanzeige und der eigenen ungefilterten Auswahl unter den möglichen Bewerbern sehr viel schwieriger“, so Zens aus der eigenen Erfahrung. Für Zens ist eines ganz klar: So gute Mitarbeiter, wie über die Brücke der Kulturen, findet man nicht so schnell und nicht so präzise in der Arbeitsvermittlung. Deshalb ist er derzeit wieder dabei, neue Mitarbeiter über die Hürther Brücke der Kulturen zu suchen. Denn wie heißt es so schön: Never change a winning team! Die Nachahmung wird empfohlen.